Seit
Anfang Mai 2012 ist Ferdinand, Elke einen Monat später, an Bord von
La Paloma. Der erste Monat war mit Arbeiten vollgestopft.
Der Wassermacher |
Die Filter für den Wassermacher |
Das Tohuwabohu auf dem Achterdeck |
Insgesamt
sind wir in der Zeit ca. 6500 SM gesegelt. Erst mit Oliver im
Mittelmeer, von den Balearen nach Korsika und Sardinien und zurück
nach Torrevieja. In Torreveija haben wir das Boot noch einmal fit für
die Atlantik-reise gemacht. Am 20 August starteten wir dann das
Abenteuer, in die Karibik zu segeln. Jetzt fast ein Jahr später
können wir sagen, es hat sich gelohnt. Wir sind sehr froh diese
Reise angetreten zu haben. Zu Ende ist sie hoffentlich noch lange
nicht. Haben wir doch erst einen kleinen Teil der Karibik gesehen.
Jetzt kommt bald die Hurrikanzeit und wir werden das Schiff an Land
in Grenada stellen.Sind dann von Ende Juni bis Ende Oktober in
Deutschland. Danach geht es zurück nach Grenada und dann weiter in
den Norden. Es gibt noch so viel zu sehen. Hier wollen wir kurz die
Erfahrungen des ersten Jahres zusammenfassen. Ich will die Themen mal
in verschiedene Kapitel aufgliedern.
Der Reiseverlauf von Juni 2012 bis Mai 2013 |
- Das Schiff La PalomaInsgesamt sind wir mit dem Schiff sehr zufrieden. Fast alles was wir installiert haben hat durchgehalten. Einiges wie die Hauswasserpumpe war schlicht alt und musste ausgetauscht werden. Die Hydraulikzylinder der Lenkung waren an der Kolbenstange undicht, normaler Verschleiß. Wir haben das auslaufende Öl mit Yogourtbechern aufgefangen und am nächsten Tag wieder in den Vorratsbehälter eingefüllt. Wir hatten ja nicht so viel Öl im Vorrat. Eine Naht am Besansegel gerissen ,weil das Garn morsch war.
Eine Naht am Besan musste genäht werden
2. Die
Crew/Strecke
Die
Teststrecke im Mittelmeer haben wir zu dritt gesegelt, Elke, Oliver
und Ferdinand.
Oliver friert auf der Fahrt von Korsika nach Sardinien |
Hier
konnten wir noch einige Sachen verbessern. Insgesamt aber alles im
grünen Bereich. Die ersten Etappen waren ja nicht lang. Die
spanische Küste runter hatten wir immer Ankerplätze und wie im
Mittelmeer oft widrige Winde aus verschiedenen Richtungen, viel
Motorstunden. Nach der Passage von der Straße von Gibraltar haben
wir anständig einen auf die Mütze bekommen. Eine Nacht mit
Windstärke 9 von Achtern und Wellen von bis zu 4 Metern Höhe. Da
hatten wir schon ein wenig Muffe. Aber am nächsten Tag war der Spuk
vorbei. Die Strecke nach Madeira hat die Crew, Elke und Ferdinand
dann schon gelassener angegangen. Wir konnten zum ersten Mal 5 Tage
die Segel in der gleichen Stellung stehenlassen. Das hat uns doch
sehr gefallen und es ging ab wie die Post. Die Strecke von Madeira
nach den Kanaren war dann schon fast Routine und wir konnten wieder
fast die gesamte Strecke segeln. Wir bekamen so langsam Seglerbeine.
Auch die Strecke Kanaren nach den Cap Verden war seglerisch ein
Genuss, immer Wind von Achtern und es ging flott vorwärts. Auch
hier brauchten wir die Segelstellung nicht ändern. Auf den Cap
Verden kam dann Oliver wieder an Bord, denn die Atlantikstrecke
wollte er mit segeln. Die Atlantikstrecke hat der Crew schon viel
abverlangt.
16 Tage Schräglage war nicht einfach |
Besonders
Elke hat sich dabei schwer getan. Die ewige Schaukelei ging ihr doch
sehr auf den Keks. Sie hatte auch den Ehrgeiz immer was Anständiges
auf die Back zu stellen. So hat sie akrobatisch in der Kombüse
hantiert. Sie lies sich aber auch nicht helfen. Wie eine Krake hat
sie dort geturnt. Aber stolz ist sie, es hat immer Filterkaffee
gegeben. Wir haben immer im Cockpit gegessen, manchmal flog das
Essen im hohen Bogen vom Teller.
Es wurde unterwegs gekocht und Brot gebacken |
Eine
angebrochenen Rippe war der Preis dafür. Aber jetzt ist alles
wieder verheilt. Auch Oliver und Ferdinand hatten zahlreiche blaue
Flecken. Ferdinand ist auf dem Achterdeck gestürzt und hat sich
einen großen blauen Fleck eingehandelt sowie eine Beule am Kopf.
Ein Problem war die Schlaferei unterwegs. Die Achterkabine war eine
Teilchenbeschleunigungskammer, im Salon dauernd Geräusche aus den
Vorratsschränken. Schlafen war eigentlich am besten im Cockpit, der
ruhigste Platz. Aber Elke hat immer Probleme unterwegs mit dem
Schlafen, neugierig wie sie ist, muss sie immer den Kopf heben und
kann nicht loslassen. Erst nach der 3. Wache ist sie meistens aus
Erschöpfung umgefallen. Oliver konnte sogar in der Bugkabine
schlafen, er war ja auch bei der Marine im Maschinenraum. Nach 16
Tagen und ca. 2000 SM sind wir heil ohne viel Bruch in Barbados
aufgeschlagen. Erstaunlicherweise hat es uns nichts ausgemacht,
während der 16 Tage kein Land zu sehen. Unterwegs hatten wir immer
Glück beim Fischen. Es gingen uns zum Teil prächtige Goldmakrelen
an die Angel.
Eine prächtige Goldmakrele ging uns an die Angel |
Fisch
war genügend im Tiefkühler. Wir waren mächtig stolz, dass wir das
große Wasser bezwungen hatten. Das wurde mit einem anständigen
Essen gebührend gefeiert. Oliver ist von hier nach Hause geflogen.
Wir sind weiter nach Martinique gesegelt. Da fing dann das
Kaffeesegeln an. Inselhopping war angesagt. Das fand Elke dann
wieder angenehm, kurze Strecken, schöne Ankerplätze, kaum noch
Schaukelei.
3. Versorgung
Die
Versorgung mit Grundnahrungsmitteln war auf der ganzen Reise kein
Problem.
Eine schlaue Art die Waren anzupreisen, Funchal - Madeira |
Es
gibt ausreichend Supermärkte. Nur die Versorgung mit Fleisch wurde
ab den Kanaren schwierig. Auf den Cap Verden war die Qualität
schlecht, es gab keine Fleischer auf den Inseln. In der Karibik, ja
selbst in Martinique war die Fleischqualität nicht sehr hoch. Auf
St. Lucia und jetzt auf Grenada bekommt man wieder vernünftiges
Fleisch. Aber die Preise sind dementsprechend. Das Preisniveau hier
in der Karibik ist ziemlich hoch. Gemüse hat es immer und überall
ausreichend gegeben. Zum Teil alles eingeführt, da auf manchen
Inseln kein Grundwasser zur Bewässerung vorhanden ist. Die
Versorgung mit Bargeld war kein Problem, es gibt fast überall
Geldautomaten bei denen man sich mit lokalem Geld versorgen kann.
Die
Sicherheit hat uns bisher auf der Reise keine Probleme gemacht.
Anscheinend hat sich das ein wenig gebessert. Es wird wie überall
geklaut, auch in Deutschland. Das Beiboot sollte man immer anketten
und das Boot beim Verlassen verschließen. Die Leute waren überall
freundlich und hilfsbereit und wir konnten keine Aggressionen
feststellen.
5. Wetter
Das
Wetter müssen wir in Abschnitten betrachten. Im Mittelmeer hatten
wir schönes Wetter mit wechselnden Winden. Es war noch bis in den
Juli nachts angenehm kühl. Auf Madeira war es regnerisch und kühl.
Dort herrschten immer starke Nordost Winde. Auf den Cap Verden
hatten wir Harmatan mit ganz schlechter Sicht und viel Staub in der
Luft. Der Wind blies konstant mit Stärken zwischen 4-6 BF. Unser
Rigg war komplett vom Staub gepudert. Den Dreck sind wir erst
losgeworden durch die Regenschauer auf der Überfahrt über den
Atlantik. Auf der Überfahrt hatten wir konstante Winde aus den
östlichen Quadranten immer so um 4-5 manchmal 6 BF. Das unangenehme
war die Dünung, die aus Nordost mit bis zu 3 Metern angerauscht
kam. Aber immer mal kam auch ein höhere Welle, die sogenannte
verflixte siebte, und hat uns mächtig aus dem Kurs gedrückt. Das
war eigentlich das unangenehme an der gesamten Überfahrt.
Sonnenuntergang auf dem Atlantik |
Zum
Glück hatten die sogenannten „Squalls“, das sind örtliche
Störungen, die viel Regen und Wind beinhalten können, nicht die
befürchtet Stärke. Wir konnten diese gut aussegeln. Regen kam aber
immer genug runter um das Schiff zu reinigen.
5. Kommunikation
Wir
haben ja UKW und Kurzwellenfunk an Bord. Auf den Kanaren kam dann
noch ein aktiver AIS-Sender hinzu. AIS sendet und empfängt Daten
von Schiffen über den UKW-Funk aus. Die Daten lassen sich dann auf
dem Seekartenplotter einlesen und wir können sehen, was an
Schifffahrt im Umkreis von uns unterwegs ist. Das Wetter haben wir
täglich mindestens einmal über den Kurzwellenfunk von Intermar und
dem Seelotsen bekommen. In der MAR-Runde von Elke hatten wir immer
Kontakt bei der Überfahrt und konnten unsere Mutter mit
Standortmeldungen versorgen, Danke hier an die Freiwilligen Helfer
von Intermar, dem Seelotsen und der MAR-Runde. Mit einigen anderen
Schiffen waren wir auch immer in Kontakt. Manche unterwegs, andere
schon vor Anker in der Karibik. Wir haben nur 3 Großschiffe auf den
ganzen 2000 SM gesichtet. Mit einem hatten wir uns kurz über
UKW-Funk unterhalten. Delfine und Wale konnten wir beobachten.
Ansonsten nur Wasser, ab und zu mal ein paar Vögel. Immer wieder
lagen morgens fliegende Fische an Deck, manche schon ganz steif. Auf
den Strecken ohne Internet bekamen wir über den Kurzwellendatenfunk
die Überschriften mit Kurzbeschreibung der Tagesschau zugesandt,
hier vielen Dank an Dietmar, DL4HAO
6. Ankerplätze/Inseln
Alle
von uns besuchten Inseln hatten ihren eigenen Charme. Besucht haben
wir Porto Santo und Madeira im Madeira Archipel. Die Kanarischen
Inseln, Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria, Gomera, Teneriffa,
La Palma und Hierro. Von den Cap Verden haben wir nur Sal, Boa Vista
und Sao Vincent besucht. In der Karibik haben wir Barbados,
Martinique, St. Lucia, Sainte Vincent und die Grenadines, sowie die
Tobago Cays und
Grenada gesehen. Auf allen Inseln haben wir uns umgesehen und
versucht einen Einblick zu bekommen. Wir wollen aber keine Wertung
abgeben. Wie schon gesagt, alle hatten ihren eigenen Charme.
Ankerplätze ohne Schwell sind allerdings rar. Der Ankergrund war
insgesamt gut, wir hatten mit unserem Bügelanker nie wirklich
Probleme. An einigen Stellen mussten wir eine Boje aufnehmen, da
ankern aus ökologischen Gründen untersagt war, Naturschutz.
Der Ankerplatz in den Tobago Cays, Grenadines |
6. Sehenswürdigkeiten
und Leute
Sehenswürdigkeiten
gab es genügend auf der Reise. Manchmal haben wir schon
Schwierigkeiten diese in die richtigen Örtlichkeiten einzuordnen.
Wir haben gesehen wie Vulkane aufgebaut und sich entwickeln, alte
Bauwerke, manche im jämmerlichen Zustand, schöne Gärten und
Landschaften, interessante Märkte, freundliche und hilfsbereite
Leute. Gerade
auf den kleineren Inseln wird immer gegrüßt, ob Alt oder Jung. Wir
haben viele Segler getroffen und neue Bekanntschaften geschlossen.
Land- und Seeschildkröten, Wale, Leguane und andere Eidechsen
gesehen. Viele unterschiedliche Menschen aus dem Schmelztiegel
Karibik.
7. Was haben wir vermißt
Wir
müssen schon sehr genau nachdenken was wir wirklich vermisst haben,
eigentlich nichts. Fernsehen vielleicht ein bisschen die
Sportsendungen und politische Diskussionen, manchmal Kabarett. Was
wir wirklich vermisst haben ist die Deutsche Welle mit Nachrichten
und den Sportreportagen. Elke hat natürlich den Garten vermisst,
den kann das Boot nicht bieten. Sie hat eine Topfpflanze gehegt,
aber nach vielen Abstürzen die zum Verlust der Blumenerde führte
,mussten wir diese dann doch entsorgen. Manchmal konnten wir über
das Internet Sportberichte hören, das ging aber nur bei guter
Internet-Qualität. Deutsche Zeitungen gab es nach den Kanaren nicht
mehr zu kaufen. Anscheinend spielt der deutsche Tourist in der
Karibik noch keine große Rolle.
8. Fazit
Wir
wurden verschiedentlich gefragt ob es nicht langweilig ist, so den
ganzen Tag auf dem Boot zu sein. Nein, ist es nicht! Wir sind ja
keine Urlauber in dem Sinne, sondern leben halt, wie andere im Haus,
auf dem Boot, mit kochen, putzen, waschen, kleineren Reparaturen,
einkaufen. Wir gehen viel an Land spazieren oder fahren mit dem
öffentlichen Bus über Land. Wir genießen das Hafenkino ,wie
Booten zuschauen die kommen und gehen, den Anker werfen oder auch
nicht. Mit dem Beiboot durch die Bucht sausen andere Boote besuchen,
hier und da einen „Smaltalk“ halten. Manchmal kann man auch
behilflich sein beim Ankern oder mit Ratschlägen bei anstehenden
Reparaturen. So vergeht der Tag. Wenn wir eine Veränderung
brauchen ,nehmen wir den Anker auf und fahren ein Stück weiter.
Dann haben wir auch meistens das Internet und genügend Bücher an
Bord. Wir haben das erste Jahr wirklich genossen und wie oben
beschrieben noch keine Langweile gehabt. Wir wollen das noch einige
Zeit so weitermachen, es gibt ja noch so viel zu sehen in der
Karibik. Wo wir dabei landen wissen wir jetzt noch nicht. Wir freuen
uns schon auf die zweite Saison in der Karibik, die Ende Oktober
2013 losgeht.
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