La Paloma

Sonntag, 12. Mai 2013

Ein Jahr an Bord / ein Jahr Fahrtensegeln




Seit Anfang Mai 2012 ist Ferdinand, Elke einen Monat später, an Bord von La Paloma. Der erste Monat war mit Arbeiten vollgestopft. 

Material lag überall im Schiff

Der Wassermacher

Die Filter für den Wassermacher
Das Tohuwabohu auf dem Achterdeck
Insgesamt sind wir in der Zeit ca. 6500 SM gesegelt. Erst mit Oliver im Mittelmeer, von den Balearen nach Korsika und Sardinien und zurück nach Torrevieja. In Torreveija haben wir das Boot noch einmal fit für die Atlantik-reise gemacht. Am 20 August starteten wir dann das Abenteuer, in die Karibik zu segeln. Jetzt fast ein Jahr später können wir sagen, es hat sich gelohnt. Wir sind sehr froh diese Reise angetreten zu haben. Zu Ende ist sie hoffentlich noch lange nicht. Haben wir doch erst einen kleinen Teil der Karibik gesehen. Jetzt kommt bald die Hurrikanzeit und wir werden das Schiff an Land in Grenada stellen.Sind dann von Ende Juni bis Ende Oktober in Deutschland. Danach geht es zurück nach Grenada und dann weiter in den Norden. Es gibt noch so viel zu sehen. Hier wollen wir kurz die Erfahrungen des ersten Jahres zusammenfassen. Ich will die Themen mal in verschiedene Kapitel aufgliedern.

Der Reiseverlauf von Juni 2012 bis Mai 2013

 

  1. Das Schiff La Paloma
    Insgesamt sind wir mit dem Schiff sehr zufrieden. Fast alles was wir installiert haben hat durchgehalten. Einiges wie die Hauswasserpumpe war schlicht alt und musste ausgetauscht werden. Die Hydraulikzylinder der Lenkung waren an der Kolbenstange undicht, normaler Verschleiß. Wir haben das auslaufende Öl mit Yogourtbechern aufgefangen und am nächsten Tag wieder in den Vorratsbehälter eingefüllt. Wir hatten ja nicht so viel Öl im Vorrat. Eine Naht am Besansegel gerissen ,weil das Garn morsch war. 

     
    Eine Naht am Besan musste genäht werden
    Der Kopf für den Passatsegel-ausbaumer gebrochen, Bedienungsfehler. Ansonsten hat alles gehalten. Das Schiff hat sich während der 6500 SM gut geschlagen und uns nie vor große Probleme gestellt. Unsere Stromversorgung hat sich als ausreichend herausgestellt. Alle Systeme konnten mit Solar und Wellengenerator versorgt werden. In Sainte Lucia haben wir dann noch einen Windgenerator angebracht. Die Hauptmaschine brauchten wir selten zur Stromerzeugung anwerfen. Ein paar elektrische Probleme hatten wir mit dem Kühlschrank. Einige Kabelschuhe hatten keinen guten Kontakt mehr. Das haben wir unterwegs dann lösen können. Der Autopilot hat uns nie im Stich gelassen. Unser 4 KVA Generator hat uns im Stich gelassen, den haben wir verschrottet, Motorschaden. Der Wassermacher hatte Anfangs ein Problem mit dem Modulkontrollteil. Das wurde von der Herstellerfirma kulant und schnell ausgetauscht. Seitdem haben wir ca. 6000 Liter Trinkwasser aus dem Meer gefiltert. Viele Gedanken haben wir uns über das Passatsegeln gemacht, Ausstellbäume wurden angeschafft, Literatur gewälzt und Meinungen abgefragt. Am Ende sind wir mit der Genua und dem Besan über den Teich gerutscht. 

    2. Die Crew/Strecke 
    Die Teststrecke im Mittelmeer haben wir zu dritt gesegelt, Elke, Oliver und Ferdinand. 

    Oliver friert auf der Fahrt von Korsika nach Sardinien
    Hier konnten wir noch einige Sachen verbessern. Insgesamt aber alles im grünen Bereich. Die ersten Etappen waren ja nicht lang. Die spanische Küste runter hatten wir immer Ankerplätze und wie im Mittelmeer oft widrige Winde aus verschiedenen Richtungen, viel Motorstunden. Nach der Passage von der Straße von Gibraltar haben wir anständig einen auf die Mütze bekommen. Eine Nacht mit Windstärke 9 von Achtern und Wellen von bis zu 4 Metern Höhe. Da hatten wir schon ein wenig Muffe. Aber am nächsten Tag war der Spuk vorbei. Die Strecke nach Madeira hat die Crew, Elke und Ferdinand dann schon gelassener angegangen. Wir konnten zum ersten Mal 5 Tage die Segel in der gleichen Stellung stehenlassen. Das hat uns doch sehr gefallen und es ging ab wie die Post. Die Strecke von Madeira nach den Kanaren war dann schon fast Routine und wir konnten wieder fast die gesamte Strecke segeln. Wir bekamen so langsam Seglerbeine. Auch die Strecke Kanaren nach den Cap Verden war seglerisch ein Genuss, immer Wind von Achtern und es ging flott vorwärts. Auch hier brauchten wir die Segelstellung nicht ändern. Auf den Cap Verden kam dann Oliver wieder an Bord, denn die Atlantikstrecke wollte er mit segeln. Die Atlantikstrecke hat der Crew schon viel abverlangt. 

    16 Tage Schräglage war nicht einfach
     
    Besonders Elke hat sich dabei schwer getan. Die ewige Schaukelei ging ihr doch sehr auf den Keks. Sie hatte auch den Ehrgeiz immer was Anständiges auf die Back zu stellen. So hat sie akrobatisch in der Kombüse hantiert. Sie lies sich aber auch nicht helfen. Wie eine Krake hat sie dort geturnt. Aber stolz ist sie, es hat immer Filterkaffee gegeben. Wir haben immer im Cockpit gegessen, manchmal flog das Essen im hohen Bogen vom Teller. 

    Es wurde unterwegs gekocht und Brot gebacken
    Eine angebrochenen Rippe war der Preis dafür. Aber jetzt ist alles wieder verheilt. Auch Oliver und Ferdinand hatten zahlreiche blaue Flecken. Ferdinand ist auf dem Achterdeck gestürzt und hat sich einen großen blauen Fleck eingehandelt sowie eine Beule am Kopf. Ein Problem war die Schlaferei unterwegs. Die Achterkabine war eine Teilchenbeschleunigungskammer, im Salon dauernd Geräusche aus den Vorratsschränken. Schlafen war eigentlich am besten im Cockpit, der ruhigste Platz. Aber Elke hat immer Probleme unterwegs mit dem Schlafen, neugierig wie sie ist, muss sie immer den Kopf heben und kann nicht loslassen. Erst nach der 3. Wache ist sie meistens aus Erschöpfung umgefallen. Oliver konnte sogar in der Bugkabine schlafen, er war ja auch bei der Marine im Maschinenraum. Nach 16 Tagen und ca. 2000 SM sind wir heil ohne viel Bruch in Barbados aufgeschlagen. Erstaunlicherweise hat es uns nichts ausgemacht, während der 16 Tage kein Land zu sehen. Unterwegs hatten wir immer Glück beim Fischen. Es gingen uns zum Teil prächtige Goldmakrelen an die Angel. 

    Eine prächtige Goldmakrele ging uns an die Angel

    Fisch war genügend im Tiefkühler. Wir waren mächtig stolz, dass wir das große Wasser bezwungen hatten. Das wurde mit einem anständigen Essen gebührend gefeiert. Oliver ist von hier nach Hause geflogen. Wir sind weiter nach Martinique gesegelt. Da fing dann das Kaffeesegeln an. Inselhopping war angesagt. Das fand Elke dann wieder angenehm, kurze Strecken, schöne Ankerplätze, kaum noch Schaukelei. 

    3. Versorgung 
    Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln war auf der ganzen Reise kein Problem. 

    Eine schlaue Art die Waren anzupreisen, Funchal - Madeira
     
     
    Der Fischmarkt von Mindelo

    Es gibt ausreichend Supermärkte. Nur die Versorgung mit Fleisch wurde ab den Kanaren schwierig. Auf den Cap Verden war die Qualität schlecht, es gab keine Fleischer auf den Inseln. In der Karibik, ja selbst in Martinique war die Fleischqualität nicht sehr hoch. Auf St. Lucia und jetzt auf Grenada bekommt man wieder vernünftiges Fleisch. Aber die Preise sind dementsprechend. Das Preisniveau hier in der Karibik ist ziemlich hoch. Gemüse hat es immer und überall ausreichend gegeben. Zum Teil alles eingeführt, da auf manchen Inseln kein Grundwasser zur Bewässerung vorhanden ist. Die Versorgung mit Bargeld war kein Problem, es gibt fast überall Geldautomaten bei denen man sich mit lokalem Geld versorgen kann.


    4. Sicherheit 
    Die Sicherheit hat uns bisher auf der Reise keine Probleme gemacht. Anscheinend hat sich das ein wenig gebessert. Es wird wie überall geklaut, auch in Deutschland. Das Beiboot sollte man immer anketten und das Boot beim Verlassen verschließen. Die Leute waren überall freundlich und hilfsbereit und wir konnten keine Aggressionen feststellen.


    5. Wetter 
    Das Wetter müssen wir in Abschnitten betrachten. Im Mittelmeer hatten wir schönes Wetter mit wechselnden Winden. Es war noch bis in den Juli nachts angenehm kühl. Auf Madeira war es regnerisch und kühl. Dort herrschten immer starke Nordost Winde. Auf den Cap Verden hatten wir Harmatan mit ganz schlechter Sicht und viel Staub in der Luft. Der Wind blies konstant mit Stärken zwischen 4-6 BF. Unser Rigg war komplett vom Staub gepudert. Den Dreck sind wir erst losgeworden durch die Regenschauer auf der Überfahrt über den Atlantik. Auf der Überfahrt hatten wir konstante Winde aus den östlichen Quadranten immer so um 4-5 manchmal 6 BF. Das unangenehme war die Dünung, die aus Nordost mit bis zu 3 Metern angerauscht kam. Aber immer mal kam auch ein höhere Welle, die sogenannte verflixte siebte, und hat uns mächtig aus dem Kurs gedrückt. Das war eigentlich das unangenehme an der gesamten Überfahrt. 
     
    Sonnenuntergang auf dem Atlantik
    Zum Glück hatten die sogenannten „Squalls“, das sind örtliche Störungen, die viel Regen und Wind beinhalten können, nicht die befürchtet Stärke. Wir konnten diese gut aussegeln. Regen kam aber immer genug runter um das Schiff zu reinigen. 

    5. Kommunikation 
    Wir haben ja UKW und Kurzwellenfunk an Bord. Auf den Kanaren kam dann noch ein aktiver AIS-Sender hinzu. AIS sendet und empfängt Daten von Schiffen über den UKW-Funk aus. Die Daten lassen sich dann auf dem Seekartenplotter einlesen und wir können sehen, was an Schifffahrt im Umkreis von uns unterwegs ist. Das Wetter haben wir täglich mindestens einmal über den Kurzwellenfunk von Intermar und dem Seelotsen bekommen. In der MAR-Runde von Elke hatten wir immer Kontakt bei der Überfahrt und konnten unsere Mutter mit Standortmeldungen versorgen, Danke hier an die Freiwilligen Helfer von Intermar, dem Seelotsen und der MAR-Runde. Mit einigen anderen Schiffen waren wir auch immer in Kontakt. Manche unterwegs, andere schon vor Anker in der Karibik. Wir haben nur 3 Großschiffe auf den ganzen 2000 SM gesichtet. Mit einem hatten wir uns kurz über UKW-Funk unterhalten. Delfine und Wale konnten wir beobachten. Ansonsten nur Wasser, ab und zu mal ein paar Vögel. Immer wieder lagen morgens fliegende Fische an Deck, manche schon ganz steif. Auf den Strecken ohne Internet bekamen wir über den Kurzwellendatenfunk die Überschriften mit Kurzbeschreibung der Tagesschau zugesandt, hier vielen Dank an Dietmar, DL4HAO
     
    6. Ankerplätze/Inseln 
    Alle von uns besuchten Inseln hatten ihren eigenen Charme. Besucht haben wir Porto Santo und Madeira im Madeira Archipel. Die Kanarischen Inseln, Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria, Gomera, Teneriffa, La Palma und Hierro. Von den Cap Verden haben wir nur Sal, Boa Vista und Sao Vincent besucht. In der Karibik haben wir Barbados, Martinique, St. Lucia, Sainte Vincent und die Grenadines, sowie die Tobago Cays und Grenada gesehen. Auf allen Inseln haben wir uns umgesehen und versucht einen Einblick zu bekommen. Wir wollen aber keine Wertung abgeben. Wie schon gesagt, alle hatten ihren eigenen Charme. Ankerplätze ohne Schwell sind allerdings rar. Der Ankergrund war insgesamt gut, wir hatten mit unserem Bügelanker nie wirklich Probleme. An einigen Stellen mussten wir eine Boje aufnehmen, da ankern aus ökologischen Gründen untersagt war, Naturschutz. 

    Der Ankerplatz in den Tobago Cays, Grenadines
    6. Sehenswürdigkeiten und Leute 
    Sehenswürdigkeiten gab es genügend auf der Reise. Manchmal haben wir schon Schwierigkeiten diese in die richtigen Örtlichkeiten einzuordnen. Wir haben gesehen wie Vulkane aufgebaut und sich entwickeln, alte Bauwerke, manche im jämmerlichen Zustand, schöne Gärten und Landschaften, interessante Märkte, freundliche und hilfsbereite Leute. Gerade auf den kleineren Inseln wird immer gegrüßt, ob Alt oder Jung. Wir haben viele Segler getroffen und neue Bekanntschaften geschlossen. Land- und Seeschildkröten, Wale, Leguane und andere Eidechsen gesehen. Viele unterschiedliche Menschen aus dem Schmelztiegel Karibik.
     
     
    Der schwimmende Gemüsemann in der Rodney Bay



7. Was haben wir vermißt
Wir müssen schon sehr genau nachdenken was wir wirklich vermisst haben, eigentlich nichts. Fernsehen vielleicht ein bisschen die Sportsendungen und politische Diskussionen, manchmal Kabarett. Was wir wirklich vermisst haben ist die Deutsche Welle mit Nachrichten und den Sportreportagen. Elke hat natürlich den Garten vermisst, den kann das Boot nicht bieten. Sie hat eine Topfpflanze gehegt, aber nach vielen Abstürzen die zum Verlust der Blumenerde führte ,mussten wir diese dann doch entsorgen. Manchmal konnten wir über das Internet Sportberichte hören, das ging aber nur bei guter Internet-Qualität. Deutsche Zeitungen gab es nach den Kanaren nicht mehr zu kaufen. Anscheinend spielt der deutsche Tourist in der Karibik noch keine große Rolle.
 
8. Fazit 
Wir wurden verschiedentlich gefragt ob es nicht langweilig ist, so den ganzen Tag auf dem Boot zu sein. Nein, ist es nicht! Wir sind ja keine Urlauber in dem Sinne, sondern leben halt, wie andere im Haus, auf dem Boot, mit kochen, putzen, waschen, kleineren Reparaturen, einkaufen. Wir gehen viel an Land spazieren oder fahren mit dem öffentlichen Bus über Land. Wir genießen das Hafenkino ,wie Booten zuschauen die kommen und gehen, den Anker werfen oder auch nicht. Mit dem Beiboot durch die Bucht sausen andere Boote besuchen, hier und da einen „Smaltalk“ halten. Manchmal kann man auch behilflich sein beim Ankern oder mit Ratschlägen bei anstehenden Reparaturen. So vergeht der Tag. Wenn wir eine Veränderung brauchen ,nehmen wir den Anker auf und fahren ein Stück weiter. Dann haben wir auch meistens das Internet und genügend Bücher an Bord. Wir haben das erste Jahr wirklich genossen und wie oben beschrieben noch keine Langweile gehabt. Wir wollen das noch einige Zeit so weitermachen, es gibt ja noch so viel zu sehen in der Karibik. Wo wir dabei landen wissen wir jetzt noch nicht. Wir freuen uns schon auf die zweite Saison in der Karibik, die Ende Oktober 2013 losgeht.





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